Auf Trails um den Bodensee

Seeumrundung der besonderen Art als flowige Alternative zum Bodensee-Radweg.

Die Vierländerregion um den Bodensee mit seinen umrahmenden Bergen und seinem klaren, sauberen Wasser ist eine der beliebtesten Ferienregionen. Ein Dauerbrenner unter Tourenradlern ist der Bodensee-Radweg.
Allerdings hat Mountainbiken und das Befahren des Bodenseeradwegs nicht viel gemeinsam; sowieso ist durch den E-Bike-Boom der Radweg oft so voll, dass sportliches Fahren – auch Rennrad oder Gravelbike – nicht möglich ist. Die Region ist bisher eher schlecht für den Mountainbike- und Gravel-Tourismus gerüstet. Die richtig guten Trails findet man nicht im Netz, schon gar nicht als Bodensee-Umrundung. Einzig die Locals am See kennen sich aus – ein jeder für sich in seinem „See-Segment“. Da liegt es nahe, hier zu suchen. Fündig wird man  bei der Bikeschule-Bodensee, die seit diesem Jahr erstmals eine flowige Alternative zum Bodensee-Radweg auf dem Mountainbike anbietet (eine Graveltour in ähnlicher Konzeption ist in Vorbereitung). Achim Heidemann ist Inhaber der Bikeschule-Bodensee und hat die Tour konzipiert. Im Interview hat er uns erste Einblicke gegeben.

Wie kamst Du auf die Idee der Bodenseeumrundung auf Trails?

Achim Heidemann: „Ich bin seit gut 30 Jahren mit dem Rad um den Bodensee unterwegs. Zuerst mit dem Rennrad, danach mit dem MTB und seit einigen Jahren auch mit dem Gravelbike. Ich liebe es, Trails zu fahren und so bin ich bei meinen MTB-Touren immer wieder vom See abgebogen und habe Trails in den umliegenden Bergen gesucht. Mit der Gründung der Bikeschule-Bodensee im Jahr 2020 kam dann die Idee, eine entsprechende Tour anzubieten. Man kann dies als sportliche Alternative zum - meist überfüllten - Bodenseeradweg sehen, aber auch als Alternative zu einem Alpencross, der mehr Fahrtechnik verlangt und auch mehr Gefahren birgt. Und das Panorama am See ist einfach wunderschön – mit Alpensicht.“

Das hört sich interessant an. Wo geht es denn lang?

Achim Heidemann: „Die Tour beginnt in Ludwigshafen am nordwestlichen Ende des Sees und führt abseits des Radwegs im Uhrzeigersinn um ihn herum; teilweise im Hinterland über die Trails der umliegenden Berge und teilweise am See entlang. Sie führt über die Trails am Sipplinger Berg und Gehrenberg in Baden nach Oberschwaben und ins Westallgäu. Von dort weiter nach Vorarlberg, hinauf auf den Pfänder als höchsten Berg am See und wieder hinunter nach Bregenz. Anschließend weiter durch die Schweizer Voralpenregion Appenzell und Sankt Gallen mit Rohrschacher Berg und Tannenberg. Nach einem kurzen Abstecher zu den Trails in Konstanz geht es weiter über die Trails am Seerücken nach Stein am Rhein. Über den Schienerberg und den legendären Firsttrail im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Deutschland geht es schließlich wieder nach Baden-Württemberg und über Radolfzell und die Trails am Bodanrück retour nach Ludwigshafen.“

Wie sieht Dein Tourkonzept dazu aus und an wen wendet sich Dein Angebot?

Achim Heidemann: „Die geführte einwöchige MTB/E-MTB Tour mit rund 350 Kilometern und 7000 Höhenmetern wurde konzipiert für Allmountain/Trail-Mountainbiker, die bereits einfache Trails fahren können und eine Vorliebe für schöne Landschaften, Fahrspaß, Kulinarik und Geselligkeit haben. Die Teilnehmer erwartet eine abwechslungsreiche, sportliche Genießer-Tour mit feinen Trails und tollen Aussichten. Der Bodensee bietet mit seinen Strandbädern, Restaurants oder urigen Gaststätten Entspannung.

„Kulinarik und Kultur kommen nicht zu kurz“

Kulinarik und Kultur kommen also nicht zu kurz. Highlights wie den Firsttrail am Schienerberg oder den Gehro-Trail nehmen wir natürlich mit. Ich versuche aufwärts auf Schotter und kleinen Sträßchen zu fahren und abwärts – wo immer möglich – auf Trails. Die Tour wird von lokalen, professionellen Guides geführt. Sollte es einmal Streckenabschnitte geben, die für den Einzelnen etwas schwieriger sind, erfolgt gezielte fahrtechnische Unterstützung durch den Guide. Die Tagesetappen haben eine Länge von rund 50 bis 70 Kilometern. Die Kondition sollte für 500 bis 1000 Höhenmeter je Tag ausreichen. Teilnehmer sollten bereits Erfahrungen beim Befahren von einfachen Trails haben. Mittags wird in Gaststätten oder Biergärten eingekehrt. Übernachtung/Unterkunft erfolgt je nach Verfügbarkeit in Hotels, persönlich geführten Pensionen, Gasthäusern oder Privatunterkünften mit Frühstück.
Kulturelle Angebote wie Konzerte, Besuche von Museen, Vorträge etc. vorrangig nachmittags/abends nach Fahrtende jeweils nach aktuellem Angebot. Ein Gepäcktransport wird jeweils von Unterkunft zu Unterkunft organisiert.“

Gibt es schon Termine?

Achim Heidemann: „Die Tour wird erstmals im Jahr 2024 an zwei Terminen vom 20. bis 27. Juli und 17. bis 24. August angeboten. Weitere Termine - beispielsweise für Gruppen - auf Anfrage.“

Du planst auch eine Variante Deiner Tour für Gravelbike! Kannst Du uns dazu schon etwas sagen?

Achim Heidemann: „Seit fünf Jahren bin ich auch mit dem Gravelbike am See unterwegs und habe schon einiges an interessanten Streckenanteilen zusammengestellt. Im nächsten Jahr sind wir dann soweit und bieten auch eine einwöchige Graveltour an im Format wie die MTB-Tour.“

Bilder: Ben Wiesenfarth

Infos

Zur Person

Achim Heidemann ist Inhaber der Bikeschule-Bodensee und kennt die Trails um den Bodensee wie kaum ein anderer. Der 63-jährige Professor im Ruhestand ist Mountainbiker der ersten Stunde und war auch einer der ersten lizensierten MTB Guides (BDR/DIMB). Mit seiner Bikeschule-Bodensee bietet er Fahrtechnikkurse im Bikepark Schienerberg aber auch Touren und Camps am Bodensee sowie in Südtirol an, wo er zeitweise auch wohnt.

Das sagt er über die Bikeschule Bodensee: "Ich liebe das Biken, den Flow, die Natur und bin ein sehr nachhaltiger Mensch. In meinem Leben habe ich immer Outdoor-Sport betrieben. Seit es Mountainbikes gibt, bin ich als ehemaliger DM Motocrosser „umgestiegen“. Als dann die DIMB anfing, MTB Guides auszubilden und der BDR Lizenzen vergab, war ich einer der Ersten, die die Lehrgänge absolviert und die Lizenzprüfung abgelegt haben. Anschließend folgten darauf aufbauend Lehrgänge und Lizenzprüfungen zum Fahrtechniktrainer. Als Prof. hatte ich mir eine perfekte Grundlage für das Vermitteln von Wissen erarbeitet, die ich nun in der Bikeschule optimal mit dem Know-how über Fahrtechnik und Guiding kombinieren konnte. Damit bin ich heute in der Lage, meinen Kunden gezielt und individuell eine gute Fahrtechnik zu vermitteln. Hinzu kommt, dass ich als Dipl.-Ing. für Elektrotechnik selbstverständlich einen guten Bezug zu E-Bikes bzw. Pedelecs habe. Ich bin davon überzeugt: Mountainbiken ist das neue Skifahren. Der Boom bei MTB- und Gravelbikes ist nicht nur Conona zuzuschreiben. Die Leute haben einfach Spaß am Biken in der Natur, an schönen Erlebnissen und vor allem auch am Flow(-Gefühl), dass schon recht bald auch bei Einsteiger:innen hochkommt. Selten endet das Befahren eines – angemessenen – Trails, ohne ein breites Grinsen am Schluss. Doch hier beginnt auch das Risiko und hier entstehen auch erste Grenzerfahrungen. Man möchte schneller und dynamischer werden (= mehr Flow) und sich auch schwierigere Trails zutrauen. Beides erhöht das Sturz- und damit Verletzungsrisiko. Wohl kaum ein guter Skifahrer hat sich das Skifahren selbst beigebracht! Und genauso ist es beim Biken: Ob MTB oder Gravelbike, eine gute und sichere Fahrtechnik muss erlernt und diszipliniert geübt werden. Die Gefahr, einen falschen Bewegungsablauf zu „verinnerlichen“ ist groß und lässt sich im Nachhinein nur sehr schwer wieder korrigieren.“

Mehr zur Bodensee-Umrundung und zur Bikeschule unter

www.bikeschule-bodensee.de